Das Material: Glas

Seit 1968 fand in den USA die Neuentdeckung der Kunstverglasung auf breitet Basis statt. Die Amerikaner sagen dazu "Stained Glass". Wörtlich übersetzt steht dieses für buntes, fleckiges oder gebeiztes Glas.

Im Mittelalter führte man Kunstverglasungen für Kirchen aus, die aus bunten Glasstückchen bestehen und mit Bleiprofilen zusammengehalten sind. Verschiedene Details - beispielsweise Gesichter und Hände - konnten nicht so exakt mit Glas und Blei ausgeführt werden, wie es die Handwerker wollten. Diese Details wurden mit Silberoxidfarben auf klares oder zartgetöntes Glas aufgemalt und in einem Ofen eingebrannt. Je nachdem, wie heiß und wie lange gebrannt wurde, verfärbte sich die Farbe von Gelb über Orange und Braun bis Schwarz. Die eingebrannt Farbe konnte nicht mehr abgewischt werden. Das Glas war sozusagen "gebeizt".

Die traditionelle Bleiverglasung wurde Ende des 19. Jahrhunderts durch eine damals neuartige Technik ergänzt: die sogenannte "Tiffany-Technik". Louis Comfort Tiffany - Sprössling der berühmten New Yorker Juweliers-Familie - verwendete eine Technik, um kleine und kleinste Glasstücke zusammenzufügen, die ein zarteres und filigraneres Resultat ermöglichte, als die traditionelle Bleiverglasung. Die Ränder der kleinen, zugeschnittenen Glasstücke wurden mit einem dünnen Kupferfolienstreifen eingefasst. Die so eingefassten Teile wurden anschließend aneinandergelötet.

Auch diese Technik wurde in Amerika wiederentdeckt, was nun eine große Welle von Hobbyglasern hat aufkommen lassen. Denn diese Technik ist wesentlicher einfacher als die traditionelle Bleitechnik. Doch kann man fast all das, was man mit Bleiprofilen macht, auch mit Kupferfolie machen - und noch einiges mehr.

Glas - was ist das?

Glas ist wohl der erste "Kunststoff" - vor Jahrhunderten entdeckt, so sagt die Legende. Wahrscheinlich von Menschen, die ihr Lagerfeuer auf einem Sandstrand haben brennen lassen. Die Hitze zerschmolz den Sand, neben zufällig dort liegenden anderen Stoffen, und die abgekühlte Masse war Glas.

Für "Stained Glas" benötigten wir jedoch nicht irgendein Glas, sondern in erster Linie benötigen wir Flachglas. Das meiste farbige Flachglas kommt heute aus den USA und die Formeln für die Zusammensetzung, die die brillante Farbe und die gute Schneidbarkeit erzeugen, sind wohlbehütete Betriebsgeheimnisse.

Es gibt transparentes Kathedralglas für Fensterbilder, lichtdurchlässiges Opalescentglas für Lampen und Lichtobjekte, sowie das handgemachte Replikatglas, welches für feine Reproduktionen der Original Tiffany-Lampen verwendet wird, das genauso aussieht wie das Original "Favrile glass". Dieses hat der berühmte Glaskünstler Louis Comfort Tiffany in seinen Glashütten in New York vor mehr als hundert Jahren erzeugt.